Schottlandtörn vom 20. Juli – 3. August 2019
Törnbericht
Unser Schiff am Steg in Oban: „Cloudnine“, Elan 435
Samstag, 20.8.2019, Oban
Noch etwas müde von der gestrigen Reise geniessen wir, Anita, Hansueli und ich im Hostel Corran House in Oban ein gemütliches nahrhaftes Frühstück.
Wir haben heute ja genügend Zeit bis zur Bootsübernahme. Das Boot ist ab ca. 15.00 Uhr bereit zur Übernahme. Deshalb machen wir uns erst am späteren Vormittag auf den Weg zu Tesco – dem britischen „Migros“ – um die Einkäufe zu tätigen. Ja, es braucht ja recht viel Lebensmittel und Getränke – v.a. Trinkwasser – für die ganze Crew für 2 Wochen.
Unterwegs werden wir nur wenige Möglichkeiten haben, uns erneut zu versorgen. Also füllen wir unsere Einkaufswägeli mit allem Notwendigen. Das Taxi bringt uns dann mit all unserem Einkauf zur Marina.
Nun treffen wir David, der Eigner von unserem Charterboot „Cloudnine“ – eine Elan 435. Die Schiffsübernahme verläuft sehr gründlich und detailliert.
Schon bald trifft der Rest der Crew ein, Joris, Severin, Jana und Flurin – alle 4 sportliche junge Leute! Wir freuen uns sehr über unser Wiedersehen – und haben nun Zeit, mit einem feinen „scottish beer“ auf ein gutes Gelingen des bevorstehenden Törns anzustossen – und natürlich den kommenden Törn zu besprechen.
Zuerst gilt es mal den Wetterbericht zu interpretieren: für morgen ist mässiger Südwind angesagt mit einigen Regenschauern …. aber für Montag meldet MetOffice sehr starken Südwind – bis 40 kts – mit anhaltendem Regen! Ab Dienstag soll das Wetter dann deutlich besser werden – mit mässigen Südwinden und kein Regen mehr. Also macht es keinen Sinn, die Insel Mull südlich zu umsegeln, da wir sonst am Montag dem starken Wind, den Wellen und dem Schwell aus Süden ausgesetzt wären. Also entschliessen wir uns, morgen Sonntag frühzeitig auszulaufen und durch den Sound of Mull, also der Nordseite von Mull, nach Tobermory zu segeln. Dort können wir dann, falls Montag tatsächlich so stürmisch und regnerisch ist, gut abwettern.
So .. jetzt haben wir aber Hunger: ab ins nahe gelegene Waterfront Fish- and Seefoodrestaurant, wo ich zum Glück vorgängig schon einen Tisch reserviert hatte, denn es ist recht voll hier.
Sonntag, 21.7.2019 – Sound of Mull
Da wir vermutlich nicht die einzigen sein werden, welche heute aufgrund des Wetterberichtes für Montag Tobermory ansteuern werden, haben wir beschlossen, frühzeitig abzulegen. Alles klar? .. nein, zuerst noch die Sicherheitseinweisung .. und dann nach einem feinen Z`morge: raus aus der Bucht von Oban.
Die Ausfahrt ist klar geregelt, da diese recht schmal ist und ein reger Fährverkehr herrscht. Alle „Pleasure boats“ müssen auf der westlichen Seite der Durchfahrt nahe der roten Lateralzeichen fahren, also westlich des „Large Vessel Channels“, da sich eine evtl. kreuzende Fähre genau an die Mitte der Fahrrinne halten muss. Kaum aus der Einfahrt raus, können wir Segel setzen und mit leicht gerefftem Gross und voller Genua steuern wir mit flotter Fahrt quer über den nördlichen Teil des Firth of Lorn, vorbei an Ladys Rock, einem markanten Leuchtturm auf einem kleinen Riff, hinein in den Sound of Mull.
Hier lässt der Wind etwas nach und wir brauchen ab und zu Motorenunterstützung. Den grössten Teil der Fahrt nach Tobermory kreuzen wir ab vor dem Wind auf räumlichem Kurs. Da wir bereits ca. um 15.00 hier ankommen, dachten wir, dass wir problemlos noch einen Platz am Pontoon finden werden. Doch dem ist nicht so – alle Plätze an den Pontoons besetzt – also nichts wie los: sofort noch eine der wenigen freien Mooringbojen schnappen! Ja, hier liegen wir gut und sicher, falls wir morgen wegen des angesagten stürmischen und regnerischen Wetters im Tobermory abwettern müssen. Nur ist es jetzt halt etwas aufwändiger an Land zu kommen. Aber Dinghi und Aussenbordmotor sei Dank ist dies kein Problem.
Joris und Flurin erweisen sich als sehr gute Dinghifahrer und bringen dann die ganze Crew sicher an Land, wo wir zuerst mal die Sanitäranlagen benutzen können – und anschliessend den Pub für ein kühles Bier und den ersten Whisky – natürlich einen „Tobermory“ – aufsuchen. Schlussendlich landen wir im Restaurant Mish Dish, wo wir ein feines schottisches Z`nacht geniessen.
Tagesdistanz : 26 M total 26 M
Montag 22.7., Abwettern in Tobermory
Ja, dieser Tag bringt ausser Regen, Nebel und starken Winden gar nix – einfach ein gemütlicher Ruhetag mit Lesen, wandern im Regen, relaxen – und auch ab und zu ein Bier und einen Tobermory Whisky geniessen . Leider war die Whisky Distillery wegen Umbauarbeiten geschlossen, so dass wir auf den Besuch in dieser Distillerie verzichten mussten.
Dienstag, 23.7. Ardnamurchan
Das Wetter hat gebessert, es weht ein ruhiger SW – Wind, es regnet nicht mehr: nichts wie Leinen los.
Ablegen von der Boje unter Motor und noch in der Bucht von Tobermory Segel setzen. Nun geht’s in ruhiger Fahrt mit räumlichen Kurs Richtung Ardnamurchan Point. Ja, hier draussen ist es schon etwas unruhiger, der Wind nimmt zu und schon bald reffen wir die Segel auf Reff 1. Der Ardnamurchan Point ist berühmt – berüchtigt wegen seiner starken umlaufenden Strömungen bis weit hinaus aufs Meer. Also: umrunden mit mind. einer halben SM Abstand. Hier wird’s noch etwas ruppiger – also noch mehr reffen.
Nach dieser Umrundung steuern wir zur die Ankerbucht Sanna Bay: Die Einfahrt in diese Bucht ist hohe Schule der Navigation: die Gezeit muss stimmen – also nicht bei Niedrigwasser – die Peilungen und Fahrtrichtungen müssen genau stimmen … sonst – oh je! In der hintersten Ecke hinter den trockenfallenden Untiefen werfen wir unseren Anker bei etwa 6 m Wassertiefe – und – zum Glück – er hält!
Bei schönem Südwestwind und von den Wellen geschützt geht’s nun weiter entlang der Nordküste der Ardnamurchan peninsula bis in die hinterste Ecke: Loch Ceann Traigh – eine absolute Traumbucht mit wunderschönen unberührten Stränden – bekannt als die „squeesing sands“.
Und der Anker hält sehr gut! Die jüngeren unter uns machen einen Landausflug und erkunden die nähere Umgebung.
Auch das Wetter spielt mit – im Laufe des Tages zeigt sich die Sonne immer mehr – und jetzt ist richtig Sommerwetter!
Tagesdistanz: 30 M total: 56 M
Mittwoch, 24.7., Canna
Heute gibt’s einen recht langen Schlag. Das Wetter ist etwas mehr überzogen, aber es bläst ein konstanter Südwind. Genau die Windrichtung, die wir brauchen um zu unserem Ziel, der Insel Canna zu gelangen. Bis Mittag segeln wir bei ca. 4 – 5 Bf in flotter Fahrt Richtung NW. Zuerst zwischen den Inseln Muck im Süden und Eigg im Norden, wo der Wind leider etwas nachlässt und wir die Hilfe unseres Motors brauchen. Nach der Durchfahrt zwischen diesen Inseln geht’s weiter unter Volltuch entlang der Südküste der Insel Rum Richtung Canna, wo wir ca. 16.00 Uhr bei Niedrigwasser in dieser wunderschönen und sehr gut geschützten Bucht an einer freien Boje festmachen.
Hier gibt’s ein kleines Lädeli und eine kleine Beiz, wo wir ein wenig einkaufen können und auf der etwas kühlen, zügigen Terrasse ein „Scottish Ale“ geniessen. Den Z`nacht kochen wir uns selbst, da die 4 Tische, über welche das Beizli verfügt, bereits belegt sind. Egal: wir haben gute Köche an Bord!
Tagesdistanz: 32 M total: 88 M
Donnerstag 25.7., Arisaig
Auch heute gibt’s wieder einen wunderbaren Segeltag. Schönes Wetter, 3-4 Bf Wind – aber: Wind von gegenan: mit Hart-am-Wind-Kurs kreuzen wir vorbei an Rum (diesmal nördlich dieser imposanten Felseninsel) Richtung Festlandküste nach Arisaig. Diese Bucht hat es in sich: die Einfahrt findet man nur dank eines grossen weissen Flecks, der auf die Felsen gemalt ist. Dann gilt es, die Gezeit genau zu beachten.
Einfahrt in die Bucht nur bei mind. 50% Hochwasser möglich! Also: Gezeitenatlas, Gezeitenberechnung und die Uhrzeit der möglichen Einfahrt genau beachten!
Auch bei der ca. 1/2 M langen Einfahrt selbst ist höchste Navigationskunst gefordert. Genau die „perches“ – Spieren – beachten und zählen, so dass man jederzeit genau weiss, wo man ist und wo und wann der Kurs zu ändern ist.
Dann endlich: die Bucht tut sich auf und wir machen fest an der vorher telefonisch reservierten Boje!
Tagesdistanz: 35 M total: 123
Freitag, 26.7. Rum – Mallaig
Unser heutiges Ziel ist Mallaig: hier müssen wir anlegen, da uns Hansueli am nächsten Morgen verlassen wird. Er kann aus terminlichen Gründen leider nur eine Woche am Törn teilnehmen – und von Mallaig aus kann er den Zug zurück nach Glasgow nehmen.
Auch heute haben wir kräftigen Wind und können mit leicht räumlichem Kurs Richtung Mallaig abkreuzen. Wiederum ein herrlicher Segeltag. Als Zwischenstation haben wir uns für die Bucht Loch Scresort auf Rum entschieden, denn die Distanz bis Mallaig ist recht kurz, und es wäre schade, diesen wunderbaren Segeltag nicht voll zu nutzen. So segeln wir mit schönem halben Wind nach Rum, machen dort an einer der neu ausgebrachten Bojen für einen Mittagshalt fest. Auch die Rückfahrt ist herrlich, der Wind hat etwas gedreht, und wir müssen mit hart am Wind aufpassen, keine Höhe zu verlieren. Gegen Nachmittag nimmt der Wind kräftig zu, wir segeln mit Reff 2 und die Einfahrt in die Marina in Mallaig wird dadurch auch nicht gerade vereinfacht. Dazu kommt noch, dass genau in dem Moment, da wir uns der Hafenmole nähern, eine kleine Fähre den Hafen verlässt, von achtern nähert sich eine grosse sehr schnelle Fähre, und ein Fischkutter versucht auch noch die Annäherung! Also Abdrehen, halsen, abfallen und einfach warten, bis die Einfahrt frei ist! Der Hafenwart verweist uns an den für uns vorgängig reservierten Platz, wo wir nun unser Boot am Steg festmachen und dann den wohlverdienten Ankertrunk geniessen!
Maillaig ist ein grösserer Fähr- und Fischereihafen- nicht besonders schön aber trotzdem hat dieser Hafen eine besondere Atmosphäre ..
Eben ein typisch nordischer Hafen – mit dem bekannten Fischgeruch in der Luft, den kreischenden Möwen und den vielen geschäftigen Fischern.
Klar gibt’s im Seefoodrestaurant einen feinen Z`nacht.
Ab Maillaig fährt unter anderem der v.a. vom Harry-Potter-Film berühmte gewordene Dampflokzug „The Jacobite“ nach Fort William, was sehr viele Touristen anzieht.
Tagesdistanz: 34 M total 157
Samstag, 27.7., Coll
So wie wir bisher Glück hatten mit Wind und Wetter, so schlecht sind die Aussichten für die kommenden Tage: Windstill, Nieselregen, Nebel. Wir beschliessen deshalb, auf die geplante Überfahrt auf die Äusseren Hebriden zu verzichten. Es ist nicht spannend, zwei Tage mit wenig Wind und Nebel die ca. 50 M bis zu den äusseren Hebriden zu motoren.
Wir legen also unsere Route Richtung Süden: zuerst auf die Isle of Coll. Es gibt heute einen recht langweiligen Motortag: alles geradeaus bei Nieselregen und Windstille und sehr schlechter Sicht!
Umso schöner ist es, am späteren Nachmittag in Loch Eatharna auf der Insel Coll an einer Boje festmachen zu können. Mit unserem Dinghi setzen wir über auf die Insel, wo wir nach einem kurzen Spaziergang das Hotel Coll finden, Hier genehmigen wir uns ein schottisches Bier – plaudern mit den Einheimischen, und reservieren einen Tisch zum Essen, da es wegen der vielen Wander- und Bikertouristen recht voll ist. Aber das Essen schmeckt! Beim Eindunkeln zurück zum Schiff– das wir dank unserer Stirnlampen auf Anhieb finden.
Tagesdistanz : 35 M total 192 M
Sonntag, 28.7., Lunga – Sound of Ulva
Auch heute gibt’s wenig Wind, und es ist immer noch recht trüb – aber es regnet nicht mehr und die Sicht ist auch besser.
Heute gibt`s aber sehr spannende Navigation. Wir steuern die Treshnish Islands an, berühmt wegen deren vielen Puffins (Papageienvögel), Seehunden und „Basking sharks“: diese bekommen wir leider nicht zu Gesicht, es soll aber hier recht viele davon haben. Der Basking shark ist der zweitgrösste Fisch, den es auf der Welt gibt!
Die Durchfahrt bei der Insle Lunga erweist sich als besonders „trikkey“. Genaueste Navigation zwischen den kleinen Riffs und den vielen trockenfallenden Untiefen – genaue Peilung auf die im Revierführer angegeben Peilunkte sind zwingend. In der Mitte – und zwar genau in der Mitte – wegen dem zur Verfügung stehenden Schwojraum – werfen wir unseren Anker und geniessen die eindrückliche Natur und Felsformationen.
Von hier aus geht’s weiter Richtung Isle of Ulva: genauer gesagt, in den Sound of Ulva, die Meerenge zwischen dem Festland von Mull und der Insel Ulva. Zeitweise kommt etwas Wind auf und wir können nach 2 Tagen endlich wieder mal Segle setzen, bis zur Einfahrt in den Sound of Ulva. Wir finden hier einen wunderbar geschützten Steg der wegen der vielen Untiefen gar nicht so leicht zu erreichen ist. Aber natürlich haben wir die Gezeiten unter Kontrolle: die Einfahrt ist ab ca. 1/3 Hochwasser möglich. Das Anlegemanöver am Steg entpuppt sich ebenfalls als Herausforderung, herrscht doch ein recht kräftiger Strom, welcher den Bug beim Rückwärtsanlegen sofort abtreibt. Dank der guten Hilfe des sehr freundlichen Hafenmeisters, der sofort unsere Bugleine belegt, ist dies aber kein Problem.
Dieser Ort hier ist traumhaft: Natur pur .. ein Steg, ein kleines Häuschen für die Fähre, auf der es ca. für 10 Personen Platz hat .. und gegenüber das Boatshouse – eine ganz kleine Beiz!
Auf dieser Insel haben wir nun auch etwas Zeit zum walken und joggen, insbesondere, da das Wetter unterdessen viel schöner geworden ist…. Es zeigt sich immer wieder die Sonne.
Tagesdistanz: 20 M total 21
Montag, 29.7., Staffa – Iona – Tinker`s Hole
Nachdem wir am Morgen nochmals walken resp. joggen gegangen sind, legen wir um ca. 11.00 Uhr bei recht schönem Wetter ab. Wind hat`s immer noch nicht. Also motoren wir gemütlich Richtung Staffa.
Diese Insel ist sehr berühmt wegen seiner besonderen Felsformationen und dem so lebhaften „wild – life“. Leider kommen auch ziemlich viele Touristenboote hierher, was dem Ganzen etwas seinen Reiz nimmt. Trotzdem: man ist überwältigt vom Anblick dieser Insel .. und den vielen Puffins .
Von hier aus geht’s weiter Richtung Sound of Iona (Durchfahrt zwischen der Insel Iona und dem westlichsten Punkt des Ross of Mull – einer langgezogenen Halbinsel im Süden der Insel Mull) Auch hier hat es recht viele Ausflugsboote, welche die Touristen zu der berühmten Kathedrale von Iona fahren.
Es wird wieder nebliger, zeitweise Nieselregen – nicht die besten Bedingungen zum Auffinden von Tinker`s Hole am SW – Ende des Ross of Mull.
Bei der Einfahrt muss man sehr aufpassen: im Süden der Bucht – mitten in der Einfahrt, befindet sich ein ganz ekelhafter trockenfallender Felsbrock, den wir jetzt, bei Hochwasser nicht sehen – also vorsichtig – guten Abstand. Dank unserem Navionics: es führt uns sicher in weitem Bogen um diesen Felsbrocken herum in die recht schmale Durchfahrt ins Tinker`s Hole : das soll eine gute Ankerbucht sein ?? – ringsum nur Felsen – Strömung – bereits fast voll mit 2 andern Ankerliegern ….! Aber der Ankergrund soll gut sein .. also nichts wie los – Schwojkreis abfahren – Abstand zu den andern Booten abschätzen – Tiefe ausloten – Anker ab – testen – hält! Aber wegen der Strömung schwojen wir genau in entgegengesetzter Richtung wie unser Nachbarlieger – also Landleine! Unsere zwei sportlichen jungen Crewmitglieder wässern das Dinghi, paddeln an Land, und siehe da: es hat sogar einen Festmachering an den Felsen – super! Mir ist schon etwas mulmig – aber wir haben den Anker ja getestet, und es soll eine ruhige Nacht werden – also das wird wohl halten!
Die Landleine ist gesetzt, und Flurin wagt sich mit seinem Neopren und Taucherbrille sogar ins Wasser, um den Anker zu prüfen.
Tagesdistanz: 20 M total 232
Dienstag, 30.7., Jura – Loch Tarbert
Auch heute wenig Wind, dafür Sonnenschein! Den grössten Teil der heutigen Strecke müssen wir leider unter Motor zurücklegen. Bereits am frühen Nachmittag segeln wir mit leichtem Wind in die Einfahrt von Loch Tarbert. Hier gibt’s eine traumhafte Ankerbucht: Bagh Gleann Righ Mor (ja sie heisst tatsächlich so – wie man das ausspricht, weiss ich auch nicht!) .. aber sie ist so schön, wie der Name kompliziert! Der Anker hält auf Anhieb gut .. und wir machen eine ausgiebige Mittagspause. Gegen Nachmittag kommt dann doch noch etwas Wind auf, wir machen ein paar schöne Schläge unter Volltuch aus der Bucht raus …
….. dann geht’s rein ins „Inner Loch Tarbert“. Hier ist wiedermal genaueste Navigation und sehr genaue Peilung auf die im Törnführer bezeichneten Deckungspeilpunkte gefragt. Diese Peilpunkte sind nicht gerade einfach auszumachen, aber mit Hilfe unseres Fernglases finden wir in den Felsen die sehr kleinen, zum Glück weiss gemalten „perches“, welche man genau in Deckung halten muss, um nicht auf Grund zu laufen!
Nach der engen Passage öffnet sich aber eine grosse wunderschöne, gut geschützte Bucht, in welcher man fast überall auf gut haltendem Grund auf ca. 6 – 10 m ankern kann. Nochmals kurz den Stand der Gezeit berechnen – um nicht beim kommenden Niedrigwasser aufzusitzen – und dann: Anker ab!
Wir sind zwar nicht die einzigen in dieser Bucht, aber sie ist so gross, dass man sich überhaupt nicht in die Quere kommt.
Tagesdistanz 33 M total 265
Mittwoch 31.7., Jura – Loch Spelve
Dass heute einer der schönsten Segeltage des ganzen Törns werden sollte, haben wir am Morgen noch nicht gedacht. Genauso vorsichtig wie bei der Einfahrt fahren wir wieder raus aus Loch Tarbert. Ausserhalb der Bucht weht immer noch ein sehr ruhiger Wind, so dass wir anfänglich unter Mithilfe des Motors entlang der landschaftlich traumhaften Westküste der Insel Jura Richtung Norden fahren. Doch gegen Mittag zeigt sich immer mehr die Sonne und der Wind legt langsam aber sicher zu. Zuerst unter Volltuch, später mit Reff 1 segeln wir nun in flotter Fahrt mit Am Wind Kurs Richtung Nordwest.
Ein wunderbarer Segeltag bei Sonnenschein und schönstem Wind mit 3 – 4 Bf! Einfach traumhaft!
Da es so schön ist, beschliessen wir, noch etwas weiter zu segeln als ursprünglich geplant. So steuern wir Loch Spelve an der nördlichen Südostküste von Mull an. Ich kenne diese Bucht von einem früheren Törn und weiss, dass wir hier 1. gut geschützt sind, 2. dass es hier wunderschön ist – Natur pur!, 3. dass der Ankergrund sehr gut ist und damit gut hält und 4. dass wir, wenn wir Glück haben, auf den Bergen oberhalb der Bucht Steinadler sehen werden!
Die Einfahrt in die Bucht ist wiederum sehr schmal – auch hier muss wieder genau navigiert werden – und v.a. muss die Richtung der Strömung stimmen, damit man wirklich gut rein kommt. Kaum ist man durch die Durchfahrt durch, öffnet sich eine grosse absolut naturbelassene Bucht .. mit schönem räumlichen Wind segeln wir unter Genua bis zum Scheitel im Süden der Bucht und werfen auf ca. 10 m den Ankern – und er hält!
Und ein Adler dreht auch schon seine Kreise hoch über den Bergen!
Tagesdistanz : 44 M total 309 M
Donnerstag 1.8., Loch Linnhe
Es ist heute unser zweitletzter Tag, so dass wir heute Abend nicht allzu weit von Oban sein dürfen. Wir entscheiden uns, durch den Firth of Lorn, dann den Lynn of Lorn östlich vorbei an der Insel Lismore Richtung Norden nach Linnhe Marina zu fahren. Schönster Sonnenschein begleitet uns den ganzen Tag – aber leider nur wenig Wind. Auch heute führt uns die Fahrt durch wunderschöne Landschaften. Die südliche Einfahrt nach Linnhe Marina ist sehr eng, aber zum Glück genau ausgetonnt! Ja keine Tonne verpassen… sonst ..!
In der Marina finden wir viele freie Plätze, wir machen am Aussensteg fest. Der Marinero kommt uns sofort helfen und weist uns an den passenden Anlegeplatz. Kaum zu glauben: dieser Marinero versteht schweizerdeustch! Er war während 25 Jahren Leiter des englischen Skiklubs in Wengen! Wie klein die Welt doch ist.
Die Marina ist nun nicht gerade die schönste Marina die ich kenne. Dafür liegen wir hier sehr sicher, wir können Wasser und Diesel bunkern – dann müssen wir morgen nicht mehr daran denken!
Aber es soll hier in der Nähe einen feinen Pub geben: Old Inn. Also nichts wie los.. ein Fussmarsch von ca. 1 km bringt uns zu diesem uralten Pub, welcher vor ein paar Jahren wieder neu restauriert eröffnet hat. Leider ist hier für das Nachtessen ausgebucht, aber wir lassen es uns nicht nehmen, auf der Sonnenterasse wieder mal ein schottisches Bier und einen kleinen Imbiss zu genehmigen. Wir geniessen die wunderbare Aussicht über Loch Linnhe und das Schloss Stalker auf der kleinen Insel.
Schottischer Sommer
Tagesdistanz : 21 M total : 330 M
Freitag, 2.8., Oban
Letzter Tag! Tja .. alles hat sein Ende! Es gibt heute nochmals einen herrlichen Sommertag mit viel Sonnenschein, gemütliches Segeln mit räumlichem Kurs, vorbei an den in Loch Linnhe gelegenen Inseln. Dann noch eine Mittagspause an einer Boje in Glacerisca Bay, am Eingang von Loch Creran. Bei der Einfahrt ist höchste Vorsicht geboten wegen der sehr starken Strömung .. gemäss Revierführer bis 4 kn. Die Strömung ist um die Mittagszeit gegen uns – wollen wir es trotzdem versuchen? Ok, wenn`s nicht klappt, werden wir abdrehen und uns mit der Strömung wieder aus der Einfahrt treiben lassen. In der Mitte der Einfahrt gibt’s noch eine Untiefe, welche man steuerbords liegen lassen muss. Also volle Maschine, mitten durch die Strömung, genau steuern: volle Fahrt – aber: SOG : nur 1,5 Kn ! … also haben wir eine Gegenströmung von ca. 5 kn ! .. ja man hat das Gefühl, dass wir fast stehen bleiben! Nicht ganz ungefährlich, denn wehe es treibt uns ab auf die Untiefe. Aber wir schaffen das und machen nach ca. 20 min. an einer Boje fest, welche uns ein Einheimischer auf seinem Motorboot anweist! Thank you very much!
Ja, und nun gilt es zurückzufahren nach Oban, wiederum nahe an den diesmal steuerbords liegenden roten Lateralbojen vorbei – zurück in die Marina, wo uns David schon erwartet und uns den Platz anweist, den er für uns reserviert hat: natürlich in der hintersten Ecke, dort wo es am wenigsten Manövrierraum gibt!
Der letzte Ankertrunk – dann in Oban entlang der Seaside ein kühles Bier auf einer Sonnenterrasse und bei wunderbarer Abendstimmung ein letztes Seafood!
Tagesdistanz : 17 M total: 347 M
Ich danke meiner Crew für diese wunderbaren zwei Wochen entlang der schottischen Westküste, rund um Mull und die Small Islands
Dan